Samstag, 12. Januar 2008

Die Schmerzempfindung, sensomotorische Amnesie und die Manu propria Kinesitherapie

Bei der sensomotorische Amnesie handelt sich um Funktionsstörungen des Nervensystems, die einen Kontrollverlust aus unserem Innern widerspiegeln, und die wir selber lösen könnten. Diese Funktionstörung äussert sich als Vergesslichkeit des Gehirns.
Ich versuche mit der funktionelle Kinesietherapie das „Vergessliche“ Gehirn wieder zur sich erinnern zu verleiten. Die sensomotorische Amnesie manifestiert sich in unserer Haltung und userer Art sich zu bewegen. Wir haben den bewussten Zugang zu den betroffenen Muskelpartien unseres Körpers verloren.
Die sensomotorische Amnesie manifestiert sich in unserem Körper als chronische Anspannung und Muskelverhärtung, die wir nicht wahrnehmen und auch nicht auflösen können. Die Feedbackschleife von Wahrnehmung und Bewegung, die Kommunikation Muskel - Gehirn - Muskel ist unterbrochen. Unsere Muskeln sind aktiv und wir merken es nicht. Die Reflexe niederer Gehirnschichten dominieren und halten sie auf ein bestimmtes Anspannungsniveau programmiert. Das Gehirn hat an Einfluss und Kontrolle verloren, unsere Muskeln gehorchen uns nicht mehr. Die sensomotorische Amnesie ist ein Zustand der Unwissenheit und Ohnmacht, der unweigerlich zu grossen Gesundheitsproblemen führt.Die Medizin kann die sensomotorische Amnesie noch nicht diagnostizieren. Deshalb finden sich für viele Leiden weder Erklärung noch erfolgreiche Ansätze zur Heilung. Die Auflösung der sensomotorischen Amnesie erfordert einen inneren Lernprozess. Wir sollten mehr Achtsamkeit und Sensibilität für den eigenen Körper und weniger angestrengte Verhaltensweisen entwickeln. Die Sinne für interne Körpervorgänge schärfen, denn mit der Wahrnehmung verändert sich die Motorik.
Wo vermutet man die sensomotorische Amnesie? In akuten und chronischen Schmerzzuständen und bei verschiedenen Beschwerden des Bewegungsapparates.

  • bei Depression,
  • bei Angst- und Erschöpfungszuständen,
  • bei Bluthoch-druck,
  • bei Asthma und Herzproblemen,
  • bei psychosomatischen Leiden,
  • bei neurologischen und gynwkologischen Problemen
  • bei Inkontinenz,
  • bei Kopfschmerzen,
  • bei Fibromyalgie,
  • bei Alters,- und Abnutzungserscheinungen,
  • bei berufsbedingten Problemen und bei Sportlern
  • bei „da kann man nichts machen“ Problemen.

Um die sensomotorische Amnesie zu durchbrechen, muss man zu erst herausfinden im welchen Teil des Gehirns die statt gefunden hat. Das heraus zu finden ist eine ganz bestimmte Vorgehensweise erforderlich. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Informationen von Verspanung und Entspannung der Muskeln reflektorisch über das Nervensystem zu den entsprechenden Gehirnfeldern und von dort aus zurück in die Muskulatur bewusst und unbewusst geleitet werden kann. Was dabei der Kinesitherapeutin und dem Patient helfen kann, ist die manu propria Unterstützung der Muskulatur zur Entspannung.

Es ist wichtig diese Entspannung so gezielt einzuleiten, dass sich die durch Stress im Nackenbereich angespannten Muskeln zunächst entspannen, da hier der ganze Prozess meistens seinen Anfang hat.
Der Kopf zwischen den Schultern einziehen ist die Schutzreaktion die bei allen Lebewesen vorkommt. Die Reaktion verbreitet sich über dem ganzen Körper aus und verkürzt seiner Beugemuskulatur und verändert seine Bewegungsgeometrie. Das ist ein primitiver, entwicklungsgeschichtlich älterer Überlebensreflex. Dieser Reflex ist ein schneller Bewegungsakt, der verbreitet sich ohne bewusste Kontrolle und hilft uns unser Körper von einer Gefahr zu verteidigen. Der Körper wirddabei gebeugt und zusammengezogen. Die schnelle Abfolge von Nervenimpulse beginnt im Gesicht, geht dann hinunter zum Nacken, zu den Armen, zum Rumpf und schliesslich zu Beinen und Zehen. Der Reflex wird ausgelöst bevor wir es bewusst wahrnehmen oder hemmen können.
Der amerikanischer Philosoph Thomas Hanna, benannte diesen Reflex der Stopp- Reflex. Thomas Hanna meint dass mit ständigen Wiederholungen dieses Reflexes der zur Gewohnheit des Menschen wird.
Seine Meinung nach, erkennt man diese Gewohnheit an folgenden Körperhaltungen:

  • Der Kopf ist nach vorne gezogen und in den Nacken gelegt
  • Der oberen Rücken ist stark gerundet, im Extremfall zum Buckel
  • Die Schultern sind nach oben und vorn gezogen
  • Der Brustkorb ist nach innen gezogen und in der Ausatemstellung fixiert
  • Die Arme sind innenrotiert, sodass die Handrücken nach vorn zeigen
  • Die Arme hängen nicht neben, sondern vor dem Körper
  • Die Hüftgelenke sind gebeugt
  • Oft rollen die Füsse nicht mehr ab
  • Der Gang ist kleinschrittig
  • Der Rumpf ist beim gehen steif


Ich versuche in meiner Kinesitherapie diese Haltung bei meinen Patienten zu korrigieren und dauerhaft zu verändern. Die Manu propria Kinesitherapie Behandlung bestehet aus drei Fasen:

  1. Ich suche nach den Ursachen der Beschwerden durch Tastbefund in den Nacken und Rückenbereich und beobachte die Haltungs- und Bewegungsseigenarte. Mit der Methode 4- D Eigenwahrnehmung versuche ich dem Patient die Ursache seiner Beschwerde bewusst zu machen.
  2. Mit der Methode 4- D Eigenstabilisation versuche ich beim Patient die Neuprogrammierung verspannte und fehlgesteuerter Muskeln zu erreichen
  3. Um den Erfolg der Therapie zu sichern, versuche ich dem Patient mit der Methode 4- D Eigenmobilisation die Einübung neuer ökonomischer Bewegung und Verhaltensweisen bei zu bringen.


"Sie waren sich der unfreiwilligen Daueranspannung Ihrer Muskulatur nicht bewusst." sage ich dem Patient.
„Das ist mir noch nie aufgefallen“, oder „das spüre ich überhaupt nicht“, und eventuell „das ist mir gar nicht bewusst“ sind die häufigen Antworten der Patienten. Erst als sie sich leichter und freier fühlen, erkennen sie, wie angespannt sie vorher gewesen waren.
„Es ist erschreckend, wie wenig wir über uns selber wissen...“ konstatierte ein Patient am Ende der Manu propria Kinesitherapie.
Diese Unwissenheit bereitet uns unendlich viel Leid und Kosten. Das Potential, diesen Notstand zu beheben liegt in uns - es wartet nur darauf entdeckt 4- D Eigenwahrnehmung, erweckt 4- D Eigenstabilisation und genutzt 4- D Eigenmobilisation zu werden.


Quelle:
Thomas Hanna "Beweglich sein- ein Leben lang"